Chronik

Nachdem im Jahr 1921 der Schützenverein Blumenkamp gegründet wurde, fanden sich schon bald einige junge Männer zusammen, um einen Tambourkorps ins Leben zu rufen. Zu den Gründungsmitgliedern zählten: Johann Ellmann, Johann Spaltmann, Hans Altendorf, Paul Altendorf, Ernst Kleinherbers, Karl Pollmann, Johann Horstkemper, Hans Oberschmidt, Hermann Tellmann und Bernhard Brucks. Zu ihrem 1. Vorsitzenden wählten Sie Johann Horstkemper und als Tambourmajor fungierte Paul Altendorf. Ab 1924 spielte man vorerst noch im kameradschaftlichen Kreise, doch seit 1926 spielte man zu allen offiziellen Anlässen des Schützenvereins Blumenkamp.

1927 übernahm Ernst Kleinherbers den Tambourstab. Er sollte ihn die nächsten 40 Jahre nicht mehr aus der Hand geben. Mit der Zeit fanden sich immer mehr begeisterte Spielleute und so war im Jahr 1930 die Mitgliederzahl bereits auf 17 angewachsen. Bald schon spielte man nicht nur auf dem Schützenfest in Blumenkamp, sondern war auch in anderen Orten ein gern gesehener Gast.

Von 1932 an leitete Hermann Tellmann als 1. Vorsitzender die Geschicke des Tambourkorps. Schon in dieser Zeit war die Kameradschaft unter den Mitgliedern eine Grundvoraussetzung für das Fortbestehen des Korps. Dies hat zum Glück bis in die heutige Zeit Bestand. Das fröhliche Miteinander von Jung und Alt prägt seit langer Zeit das Erscheinungsbild des Tambourkorps. Ohne die Jugendlichen im Alter von 8 bis 18 wäre unser Vereinsleben heute kaum denkbar. Das dies nicht immer so war, zeigt ein Versammlungsprotokoll vom 28.01.1933. Dort steht geschrieben, dass „verschiedene Junge Leute Mitglieder werden wollen. Sogar ein Jugendlicher, welcher noch die Volksschule besucht, wollte aufgenommen werden. Die Versammlung hatte hiergegen schwere Bedenken und stand dieser Mitgliedschaft ablehnend gegenüber.“ Soweit die Niederschrift von damals.

Von Beginn an gehörten die Spielleute zu dem Aktivposten im Schützenverein. Das Tambourkorps war seit seiner Gründung dem Schützenverein angeschlossen und so war jeder Spielmann gleichzeitig auch ein Schütze. So verwunderte es nicht, dass das Korps schon im Jahre 1934 mit Ernst Kleinherbers den ersten Schützenkönig aus den Reihen des Tambourkorps stellen konnte. Die Königin an seiner Seite war Elisabeth Tellmann. Auch der letzte König vor Ausbruch des 2. Weltkrieges war ein Spielmann und zwar Wilhelm Schneider mit seiner Königin Anna Pollmann.

Die letzte Versammlung vor dem Krieg fand am 22.07.1939 statt. Einziger Tagespunkt war das Preisschießen, das am 27.08.1939 stattfinden sollte. Zwei Tage vor dem angedachten Termin war jedoch Generalmobilmachung und das Preisschießen musste ausfallen. Fortan wurde zwar geschossen, aber nicht auf Ringe, sondern auf Menschen. Der 2. Weltkrieg brachte das Vereinsleben zum Erliegen. Was folgte, waren die 10 bittersten Jahre für das Tambourkorps.

Zur ersten Versammlung nach dem Krieg traf sich das Tambourkorps am 18.08.1949. 10 Jahre waren seit dem letzten Zusammentreffen vergangen und der Krieg hatte sich auch aus den Reihen des Tambourkorps seine Opfer geholt. Von 19 Spielleuten waren nur 7 zurückgekehrt. Auch die meisten Instrumente waren zerstört oder verloren gegangen und zusätzlich galten alle Vereine nach dem Krieg als aufgelöst. Doch beseelt von den Gedanken das Spielmannswesen in Blumenkamp wieder aufleben zu lassen, ging man an die Arbeit. Da der bisherige 1. Vorsitzende Hermann Tellmann sein Amt niederlegte, wurde Ernst Kleinherbers einstimmig zu seinem Nachfolger gewählt. In Uniformen der Bahnpolizei trat man zum ersten Schützenfest mit 10 Spielleuten an.

Unter den gefallenen Kameraden des Tambourkorps war auch der letzte König des Schützenvereins Wilhelm Schneider. In seiner Vertretung übernahm Hans Oberschmidt mit Änne Husmann zu Beginn des ersten Schützenfestes die Aufgaben des Königs bis ein neuer feststand. Kuriosum am Rande: Durch Auflagen der Besatzungsmächte war man gezwungen, das Preis- und Königsschießen mit der Armbrust durchzuführen. Da es in dieser Zeit verschiedene Versionen über das Gründungsjahr gab, ging man lange Zeit von 1927 aus. So wurde im Mai 1952 das 25-jährige Jubiläum gefeiert und am 05.05.1957 das 30-jährige Stiftungsfest begangen. An diesem Tag wurde auch eine Gedenktafel vom Ehrenvorsitzenden Tellmann mit den Namen der vermissten und gefallenen Kameraden enthüllt. Auf ihr wurden die Namen der folgenden Kameraden verewigt:

Gerhard Ackermann, Heinrich Schneider, Wilhelm Schafaff, August Brucks, Emil Schneider, Wilhelm Kleinherbers, Theodor Terschlüssen, Josef Nissing, Fritz Hasselmann, Heinrich Hogebehn, Heinrich Lenzing, Wilhelm Schneider.

Zu dieser Zeit, Anfang der 60er Jahre, endete das Schützenfest am Dienstagmorgen, nur nicht für das Tambourkorps. Die Spielleute besorgten sich einen gummibereiften Anhänger und schoben ihn rückwärts vor den Zelteingang. Der komplette Thron wurde aufgeladen und der Wagen dann ohne Traktor von den Spielleuten bis zur Königin gezogen bzw. geschoben. Nach erledigter Arbeit traf man sich gegen Mittag wieder im Zelt, wo für das Tambourkorps Erbsensuppe angerichtet war. Anschließend verkrochen sich die müden Spielleute zum Schlafen unter Bäume und Sträucher in die Kanonenberge. Schließlich waren die meisten von ihnen mehr als 30 Stunden auf den Beinen. Lange dauerte die wohlverdiente Pause aber nicht, denn schon wenig später wurden die Spielleute vom Vereinswirt Willi Busch mit Traktor und Anhänger wieder eingesammelt. Mit klingendem Spiel drehte man eine Runde durch Blumenkamp und landete zum guten Schluss wieder am Festzelt. Dort endete dann auch das Schützenfest für die Spielleute.

Der erste König vom Tambourkorps nach dem Krieg war Jakob Speicher mit seiner Königin Lene Brucks im Jahre 1958. Schon in dieser Zeit wurde die Parade für das Königspaar am Schützenfest-Montag abgehalten. Am Ablauf hat sich in all den Jahren nicht viel geändert, und selbst die Löcher in der Wiese sind noch dieselben.

Viele Jahre lang wurde vom Tambourkorps am 1. Januar das Wecken durchgeführt. Schon um 6.30 Uhr traf man sich im Vereinslokal Willi Busch. Ausgeschlafen war keiner, die meisten von ihnen hatten noch kein Bett gesehen. So konnte es dann auch schon mal vorkommen, dass ein Spielmann unterwegs einschlief oder andere erst spät abends nach Hause kamen und immer noch am Wecken waren.

Nun ist es so, dass das Tambourleben nicht nur aus Spaß und Vergnügen besteht. Auch der regelmäßige Besuch der Übungsstunden gehört für den Spielmann dazu. In den 50er und Anfang der 60er Jahre wurde in der Schreinerei des Kameraden Helmut Schneider geübt. Ausbilder war zu der Zeit Johann Spaltmann, der vor und auch noch nach dem Krieg aktiv in unserem Korps gespielt hat. Neben den Spielleuten aus Blumenkamp bildete er auch noch die Vereine aus Hamminkeln und Biemenhorst aus.

Am 04.03.1967 endete eine Ära. Ernst Kleinherbers legte nach 40 Jahren als Tambourmajor und 18 Jahren als Vorsitzender seine Ämter aus gesundheitlichen Gründen nieder. Auf Grund seiner einzigartigen Verdienste für das Tambourkorps wurde er zum Ehren-Tambourmajor ernannt. Neuer Tambourmajor wurde Heinz Schneider. Mit Albert Bettenhausen wurde zum erstenmal ein Vorsitzender gewählt, der nicht aus den Reihen des Tambourkorps kam. Seine Amtszeit dauerte aber nur drei Jahre. Aus Zeitmangel legte er sein Amt nieder. Zu seinem Nachfolger wurde Heinz Kalle (König des Jahres 1969) gewählt. Doch schon zwei Jahre später musste auch er von seinem Amt zurücktreten. Heinz Kalle war bei der Bundeswehr und wurde an einen anderen Standort versetzt. Daher war er nicht mehr in der Lage, den Vorsitz zu führen. Zum neuen Vorsitzenden wurde das aktive Mitglied Karl-Heinz Pollak gewählt.

1974 feierte das Tambourkorps sein 50-jähriges Bestehen. Nachdem auf einer Außerordentlichen Versammlung das Gründungsjahr auf 1924 festgelegt wurde, beschloß man das Jubiläum zusammen mit dem Reiterzug zu feiern, der ebenfalls 1924 seinen Ursprung hatte. 14 Spielmannszüge folgten der Einladung und bei schönstem Wetter wurde das Fest zu einem vollen Erfolg.

Wilhelm Kleinherbers war es, der 1975 die Reihe der Schützenkönige aus dem Tambourkorps fortsetzte. Die Königin an seiner Seite war Irmgard Pollak.

1980 war es wieder so weit. Das Tambourkorps musste sich einen neuen Vorsitzenden suchen. Ersatz war schnell gefunden. Der ehemalige Präsident des Schützenvereins, Heinrich Majert, übernahm das Amt des 1. Vorsitzenden. In der Folgezeit erwarb er sich große Verdienste um das Tambourkorps. Vor allem für die Jugend hatte er immer ein offenes Ohr.

Zu den festen Terminen im Jahr gehört im Frühjahr der Wandertag mit unseren Frauen und im Herbst eine Fahrradtour. Egal mit wie viel Teilnehmern und bei welchem Wetter – Spaß haben wir immer. Es gab viele lustige Situationen, die immer wieder gern erzählt werden, wenn wir in gemütlicher Runde zusammensitzen.

Ab 1985 marschierte Heinz Tellmann als Tambourmajor den Spielleuten voran. Sein Vorgänger Heinz Schneider trat aus zeitlichen Gründen zurück.

Im Jahre 1989 war es wieder soweit. Unser 1. Vorsitzender Heinrich Majert trat aus gesundheitlichen Gründen zurück. Aufgrund seiner Verdienste um das Spielmannswesen wurde er zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Zu seinem Nachfolger wurde der langjährige Schriftführer Friedhelm Tellmann gewählt.

Die Ausbildung von neuen Spielleuten ist Grundvoraussetzung für das Fortbestehen und die kontinuierliche Weiterentwicklung des Korps. Viele Spielleute zeichnen sich durch ihren unermüdlichen Einsatz aus. Sie alle an dieser Stelle zu erwähnen, würde den Rahmen dieser Chronik sprengen. Vier Kameraden seien an dieser Stelle trotzdem genannt: Kurt Faber, Willi Hochstein, Erwin Leimkühler und Friedhelm Tellmann. Der Großteil der heute aktiven Spielleute ging durch ihre Schule. Wie viele Stunden ihrer Freizeit sie dafür einbrachten, ist wohl kaum zu ermessen, aber wenn sie über die Arbeit mit den Jugendlichen berichten und man in ihre glänzenden Augen sieht, kann man davon ausgehen, dass sie es immer noch gerne machen.

Der bisher letzte Schützenkönig aus den Reihen des Tambourkorps war im Jahre 1993 Josef Hansen. Beim 20. (!) Versuch, 25 Jahre nach seinem ersten, klappte es endlich. Nicht zuletzt dank lautstarker Unterstützung durch die Spielleute. Kaum einem gönnte man den Königsschuss so sehr wie unserem Jupp. Zu seiner Königin erkor er Friedelinde Prumbohm.

Seit 1995 leitet nun Stefan Peters die Geschicke des Tambourkorps. Sein Vorgänger Friedhelm Tellmann wurde auf Grund seiner geleisteten Arbeit nicht nur als 1. Vorsitzender, sondern auch als Schriftführer als 3. Kamerad zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Heinz Tellmann wurde 1996 von Ingo Hardacker als Tambourmajor abgelöst.

Um den Tambourkorps Blumenkamp für die Zukunft zu rüsten, sind wir im Jahr 2002 dem Landesmusikverband NRW beigetreten. Schon vorher ist es uns gelungen, einen neuen Ausbilder zu engagieren. Seit dem Jahr 2000 kümmert sich Thomas Wronski, tatkräftig unterstützt von Nicole Esser (Flöten) und Peter Wilbert (Schlagwerk), mit großem Ehrgeiz um die musikalische Entwicklung des Tambourkorps. Mittlerweile haben die ersten Spielleute an einem D1-Lehrgang teilgenommen und dadurch Noten-Kenntnisse erlangt. Auch die Art der Stücke, die neu erlernt werden, hat sich in den letzten Jahren geändert. Neben den Märschen spielen wir mittlerweile auch konzertante Stücke wie „La Cucaracha“, „Casatschok“ oder „Sister Act“.

Dies alles gibt uns die Zuversicht, auch die nächsten Jahre erfolgreich zu bestreiten, und die Spielmannsmusik in Blumenkamp zu erhalten.